In der systemischen Familientherapie wird die gesamte Familie
eingeladen. Auch wenn nur ein Familienmitglied ein Problem zu haben
scheint. Durch die Beratung der gesamten Familie findet schon eine erste
Veränderung statt. Der Symptomträger (häufig ist dieser das Kind)
erfährt hierdurch eine Entlastung. Nicht die Probleme des Einzelnen
stehen im Fokus der Betrachtung, sondern die Spielregeln der Familie,
die es ermöglichen, das Symptom aufrecht zu erhalten. Wird
beispielsweise ein Familienmitglied magersüchtig, wird es nicht als
kranker Patient gesehen, sondern als Symptomträger (beispielsweise für
Kommunikationsschwierigkeiten). Es geht also nicht primär darum, der
Familie rational ihre Situation mit ihren Problemen verstehen zu helfen,
zu erklären oder zu interpretieren. Viel mehr geht es darum, die
Spielregeln der Familie zu erfassen, die zur Aufrechterhaltung der
Symptome beiträgt.
Ziel ist es, die bewährten Zusammenhänge untereinander aus dem Gleichgewicht zu bringen, es zu verändern und die Regeln auszutauschen. Ein Vorgespräch dient zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Besprechen der jeweiligen Anliegen. Kommt es zu einem gemeinsamen Arbeitsbündnis, folgen im Abstand von 1-2 Wochen zwischen 3-5 Sitzungen. Danach können die Zeitintervalle zwischen den Sitzungen größer sein. Im Allgemeinen werden 10-15 Sitzungen empfohlen. Ein sogenannter Ankertermin etwa ein Jahr nach der Familietherapie empfiehlt sich als Auffrischung. Häufig wird der Familie erst dann bewusst, wie viele Ressourcen durch die Veränderungsprozesse freigeworden sind.